Schweiz 2018

Aus dem Wunsch mit der OSL auf der alten Gotthard Passstrecke, der gepflasterten Tremola, zu fahren hat sich diese Tour in die Schweiz ergeben. Wegen eines Kolbendisputes mit Vaters Ausweich-OSL…

 

 

 

Beim Frühstück treffen wir uns wieder und räumen das Buffet leer, so dass die Bedienung kaum mit dem nachfüllen hinterherkommt. Besonders die Salami und der Speck sind wirklich lecker. Ich habe mir viel vorgenommen:

6 große Pässe und knapp 400 km

Gegen halb neun breche ich auf, die Tschechen verabschieden mich und winken mir zu. Die OSL springt auf den ersten Kick an, wie immer. Jetzt geht es hoch zum Lukmanierpass, immer wieder kleine Felstunnel und sehr schöne Ausblicke, so gut wie kein Verkehr, fast keine Kehren immer an den Hängen entlang. Die OSL läuft sehr gut und es ist auch nicht ganz so steil. Oben am Hospiz mache ich das obligatorische Foto und geh ein bisschen die Beine vertreten.

Der Abstieg bietet eine schöne Streckenführung mit tollen Aussichten aber es sind Betonplatten mit Fugen und ich hopse wie beim Rodeo auf der OSL. Das Konzept der Hinterradfederung ist vielleicht doch nicht ganz verkehrt…

Je weiter ich runterkomme, desto mehr erinnert die Landschaft und die Dörfer an Italien. Neben der Straße läuft ein kleiner Gebirgsfluss und es ist einfach malerisch. Gemütlich geht es durch die Ortschaften nach Biasca und von dort dann Norden Richtung Airolo und den Gotthard. In Airolo müssen mir zwei Motorradfahrer erstmal den Tankautomaten

erklären. Auch wenn es nur eine Zapfsäule gibt, muss man erst den Tankplatz 1 wählen bevor es weitergeht… Die Tremola ist mit Gottardo angeschrieben, die neue Passstraße hat zusätzlich noch ein Nuevo. Am Anfang ist die Straße noch geteert und dann kommt ab und zu ein gepflastertes Stück. Hier ist kaum Verkehr und es macht Spaß. Jetzt kommt die Kreuzung mit der neuen Straße und natürlich steht hier kein Nuevo Schild mehr. Prompt fahre ich falsch und lande auf der neuen Strecke. Es kommt aber schnell eine Haltebucht und von oben kann ich gut die Strecken erkennen. Drehe also um und von oben kommend ist die Tremola wieder angeschrieben…

Jetzt ist auch alles gepflastert, die Streckenführung und die Landschaft sind einfach toll. Das Wetter tut seinen Teil auch noch und so ist es ein echtes Highlight hier zu fahren. Das Pflaster stört mich gar nicht und ich mache ein paar Fotostopps bis ich oben an der sehr vollen Passhöhe ankomme. Der Blick auf den See ist trotzdem toll und ich gehe ein paar Schritte. Dann geht es weiter Richtung Hospental auf der alten Strecke hinunter, da kommt mir auch gleich die Gotthardpostkutsche entgegen. Ich halte an und winke den Kutschern zu. Bis zur neuen Straße ist es schön leer und dann wird es voller. Bis runter ins Tal kann die OSL ordentlich fliegen.

In Hospental biege ich dann direkt zum Furkapass ab. Hier ist viel Verkehr, Fahrradfahrer, Autos und viele Motorräder. Es ist ordentlich steil und weiter oben ist 2. Gang angesagt. Die Kehren sind nicht so eng aber es läuft noch nicht ganz flüssig, macht ja nichts ich bin schließlich zum Üben hier. Kurzer Stopp an der Passhöhe und dann beim Abstieg hat man einen tollen Blick auf die Strecke runter und den Grimselpass im Hintergrund. Ein Pärchen macht auch Pause und winkt mir und der OSL begeistert zu. Runter geht es wirklich sehr flott. Die Motorbremse macht die meiste Arbeit. Unten angekommen mache ich kurz Pause mit dem Blick auf das Belvedere Hotel am Hang und dem Zwillingsbau neben meinem Parkplatz.

Und gleich den Grimselpass hoch, die Kehren gehen schon flüssiger und ich brauche erst spät den zweiten Gang. Ziemlich schnell bin ich oben. Dort mache ich ein Foto von einem Italiener, der sich sehr über die OSL freut. 

Im Murmeltierpark ist heute keiner zuhause und dann spaziere ich noch ein bisschen herum. Am Hotel und dem See oben mache ich noch ein paar Fotos und dann geht’s weiter mit dem Blick auf die Stauseen. Deren Farbe ist sehr cool. Kurz drauf sehe ich ein Uralgespann parken und stelle mich dazu. Ich unterhalte mich nett mit dem Besitzer und seiner Frau und er macht noch ein Foto von mir und den beiden Motorrädern. Weiter runter nach Innertkirchen, die Strecke wird weitläufiger und die OSL rennt 90.

In Innertkirchen biege ich dann zum nächsten Pass, dem Susten, ab. Am Anfang führt er durch Wald und immer wieder gibt es malerische Ausblicke. Der Pass ist toll, wenig Verkehr, super Landschaft, die man bergauf mit 10,5 PS auch ordentlich genießen kann J Aber merke, es gibt immer noch beklopptere: ein Mofa mit Anhänger kämpft sich hoch, der Fahrer muss ordentlich mit in die Pedale treten. Auf halber Höhe mache ich ein Foto mit einem vierrädrigen Oldtimer und denke, dass ich mit der OSL doch besser für die Pässe gerüstet bin. Oben an der Passhöhe treffe ich den Mofafahrer wieder, er hat wohl nicht so viele Fotos und Vesperpausen gemacht… Sie sind eine ganze Gruppe, nur einer hat den Anhänger mit Gepäck, die anderen sind schon länger da. Es sind junge Schweizer, 16 Jahre und sie düsen die Pässe mit 0,8 bis 1,25 PS hoch J

Den Susten runter geht es wieder mal sehr flott und ich lasse die OSL über Land bis nach Altdorf zum Klausenpass kräftig fliegen. 

In den Dörfern geht es auch schon ordentlich bergauf. Ich mache einen Fotostopp und ein Opa schaut sich die OSL an und warnt mich, dass gleich das Postauto kommt. Ich fahre weiter und die Strecke wird schmaler, es sind stellenweise nur 1½ Spuren. Ich lasse das Postauto, einen ausgewachsenen Bus, das mir entgegenkommt vorbei. Dann ein paar Kurven weiter kommt mir noch eins entgegen, die Singsang Hupe kündigt es an und ich bin froh nicht in einem breiten Auto zu sitzen, da hätte ich zurücksetzen müssen.

Rechts am Hang ist nur ein Eisengeländer, die Aussicht ist wirklich grandios. Es läuft gut und zügig kommt das Hotel Klausenpasshöhe in Sicht. Ich halte kurz für ein Foto und fahre dann weiter zur Passhöhe, um dort zu vespern und eine Pause zu machen. Hier oben unterhalte ich mich mit einem älteren Herrn über alte Motorräder und die Pässe als ein Jüngerer fragt ob ich die Töffs tauschen mag, er hat eine Bandit oder so was in der Art, ich lache und lehne ab. Dann fahre ich weiter, denn nach Lütisburg ist es noch eine ganze Ecke zu fahren und es ist schon 17:15 Uhr. Die engen Kehren den Klausenpass runter machen großen Spaß und auf halber Höhe werden dann Kühe über die Fahrbahn getrieben und ich schaue mir das in Ruhe an.

Nach den Kehren wird es weitläufiger und jetzt lasse ich die OSL kräftig laufen, die Straße ist aber in schlechtem Zustand und recht holprig und so hüpfen die OSL und ich und fliegen tief. Ich fahre wieder durch beschauliche Dörfer und kleine Schweizer Städte. Ich lerne, dass Glarus die kleinste Kantonshauptstadt der Schweiz ist und dann biege ich in Kaltbrunn rechts Richtung Ricken ab. Diesen kleinen Pass auf 805 m habe ich auf der Internetseite Motofun.ch gefunden. Es ist eine kleine Straße und ein bisschen wie auf der Alb nur mit Aussicht auf die Berge. Von hier aus geht es eigentlich immer der Straße nach Richtung Lütisburg. Mit den Beschilderungen kann ich aber erst nicht so viel anfangen. Mein Datenvolumen für die Schweiz ist aufgebraucht und meine Karte ist nur von der Südschweiz… Das schult den Orientierungssinn und ich finde dann auch Lütisburg. Aber nach 2 Runden im Ort nicht die Unterkunft. Also halte ich an einer Pizzeria und frage nach. Es ist natürlich ganz einfach und ich verspreche, nachher als Dank zum Essen zu kommen.

Die Pension ist sehr nett, das Zimmer klein aber sauber und völlig ausreichend, die OSL bekommt einen überdachten Stellplatz und ich packe erstmal aus. Dann duschen und zu Fuß zur Pizzeria. Das laufen tut gut nach den 372 km heute. Ich esse dann eine leckere Trüffel Pizza und trinke dazu noch ein Radler und ein Bier. Überall bimmelt es, nicht nur die Kühe auch die Schafe haben Glocken um. Dann abends im Zimmer lasse ich das WLAN glühen und verschicke meine Bilder und Nachrichten. Bei leisem Kuhglocken bimmeln schlafe ich gut und wache erholt am nächsten Morgen auf.